014 Selbstfürsorge (1)

Was bedeutet Selbstfürsorge?

Zum Auftakt zu diesem Blog habe ich mich intensiv gefragt, welche Bedeutung Selbstfürsorge für mich hat. Selbstfürsorge sehe ich als die innere Kraft, mich in mich selbst zurückzuziehen, zu reflektieren, innezuhalten und zu spüren, was ich benötige, damit es mir gutgeht. Auf dieser Basis kann ich für mein Wohlbefinden und meine Gesundheit eine gute Basis schaffen, sodass ich in mir ruhen und hieraus Energie für die unterschiedlichsten Anforderungen schöpfen kann.

Drei Silben, die du mit Inhalt füllen und jeden Tag nutzen kannst: Selbst – für – Sorge.

Selbstfürsorge beginnt damit, deinen Körper richtig kennenzulernen, sodass du die Reaktionen und Signale – die Sprache deines Körpers – erkennst, verstehst und besonders in Stresssituationen die richtige Entscheidung für dich treffen kannst. Dein Bauchgefühl – also deine Intuition – spielt eine wichtige Rolle, ebenso dein Herz und dein Verstand sind involviert. Sie sind nicht voneinander zu trennen, sie spielen zusammen auf dem Spielfeld unseres Lebens.

Frau Selbstfürsorge

Bin ich zu mir so gut, wie ich es auch zu anderen bin?

Reflektiere gern einmal: Bist du für dich die wichtigste Person auf dem Erdball? Und wenn nicht du – wer ist es dann? Deine Familie, deine Freunde, deine Bekannten, deine Kollegen, deine Nachbarn ...? Wir kommen allein auf diese Welt, gehen allein wieder und tragen allein die Verantwortung für unser eigenes Handeln. Das bedeutet auch Verantwortung für unser Wohlergehen zu übernehmen; wir selbst tragen die Verantwortung, wie gut die Balance zwischen unserer Sorge für uns selbst ist und wie sehr wir den Fokus auf andere Menschen oder Dinge legen.

Wie schon der französische Dramatiker Moliére sagte:
Wir sind nicht nur dafür verantwortlich, was wir tun, sondern auch dafür, was wir nicht tun.“

Als Kinder sind wir abhängig von unseren Eltern, von ihren Vorstellungen, Meinungen und Wünschen, die sie vom Leben haben. Sie sorgen für uns und im besten Fall geben sie uns viel Liebe und Aufmerksamkeit und lehren uns, dass wir wichtig sind. Sie stärken dadurch unser Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, und damit die Basis, auf dieser Welt gut zu leben, das Leben zu lieben und somit auch uns selbst zu lieben. Denn nur wenn wir uns selbst lieben und wertschätzen, nur wenn wir das Gefühl haben, gut zu sein, wie wir sind, dann können wir gut für uns selbst sorgen. Dann nehmen wir uns selbst wichtig.

Kind leicht und selbstbewusst

Manchmal jedoch beutelt uns das Leben so sehr, dass wir in einigen Momenten nicht fühlen und spüren können, was wir gerade benötigen, um für uns zu sorgen – uns selbst zu versorgen.

Es kommt immer wieder vor, dass wir eher für unsere Liebsten – unsere Familie, unsere Freunde – für wen auch immer – sorgen, nur nicht für uns selbst. Wie sieht das bei dir aus?

Was meint der Begriff Selbstfürsorge?

Dieser Begriff „Selbstfürsorge“ ist ein oft verwendeter Begriff in allen Medien, besonders in den letzten Jahren, in denen die Erkrankungen – psychischer und auch physischer Art – immer mehr zunehmen. Was steckt jedoch dahinter?

Der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Joachim Küchenhoff (1999) definiert Selbstfürsorge als: „[…] die Fähigkeit mit sich gut umzugehen, zu sich selbst gut zu sein, sich zu schützen und nach sich selbst zu schauen, die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen, Belastungen richtig einzuschätzen, sich nicht zu überfordern oder sensibel auf Überforderungen zu bleiben“.
(Zitat Küchenhoff, J. (1999). Die Fähigkeit zur Selbstfürsorge – die seelischen Voraussetzungen. In: Küchenhoff, J. (Hrsg.) Selbstzerstörung und Selbstfürsorge. Gießen: Psychosozial-Verlag.)

Gern zitiere ich auch eine Betrachtung von Dr. med. Tatjana Reichhart aus ihrem Buch – „Das Prinzip Selbstfürsorge“...  „Betrachten Sie Ihre Selbstfürsorge als ein lebenslanges Projekt, das nie ganz abgeschlossen sein wird. Je mehr Sie umsetzen und üben, desto einfacher wird es, und Sie werden mit Freiheit, Selbstbestimmung und Gelassenheit belohnt.“

 Weiter erwähnt Dr. Med. Tatjana Reichhart im oben genannten Buch, dass sich schon bei Sokrates Gedanken finden, die sich mit Selbstsorge befassen und sogar als einen zentralen Gedanken in Bezug auf die Grundlage für ein schönes und gerechtes Handeln von ihm gesehen wurde. ….   Auch spielte die Sorge um die Seele und den eigentlichen Sinn des Lebens eine wichtige Rolle für Sokrates, mit Blick auf das allgemeine Gute. Dazu benötige es Selbsterkenntnis, so wie die Inschrift am Eingang des Tempels von Delphi es benennt: „Erkenne dich selbst“. Darüber hinaus waren für Sokrates das politische Leben, die Erziehung und die Selbsterkenntnis wichtige Faktoren in Bezug auf die Selbstsorge.

Was kann Selbstfürsorge alles beinhalten?

Brücke im Sonnenuntergang

Hier eine kleine Gedankenliste:

  • Mache dir deine Bedürfnisse bewusst.
  • Gestehe dir ein, dass du Bedürfnisse hast und akzeptiere, dass diese gerechtfertigt sind.
  • Kümmere dich um dich selbst und sorge gut für dich.
  • Entwickle Selbstmitgefühl.
    (Mitgefühl ’ist eine psychologische Ressource – eine innere Stärke, die mit der Zeit entwickelt werden kann´ - so Rick Hanson in seinem Buch „Das resiliente Gehirn“ - S. 29)
  • Erfreue dich an den schönen Dingen, die dir im Leben begegnen.
    Das ist eine sehr wirkungsvolle Art und Weise, dich um dich selbst zu kümmern.
  • Nimm dir Zeit für dich selbst.
    Trage ein Zeitfenster für dich selbst in den Kalender ein: Zeit für mich = Zeit fürs ICH!“. Das können Minuten aber auch „ICH-Tage oder -Monate“  sein,  an denen du Dinge tust, die dir Spaß machen
  • Entwickle eine Sensibilität für deine Zeit- und Energiefresser. Identifiziere z. B. „Verpflichtungen“, die irgendwann ihre Berechtigung hatten, jedoch nun nicht mehr wirklich wichtig sind und dir nur Zeit stehlen und Energie rauben. Setze deine Prioritäten neu. Zeit spielt hierbei eine große Rolle und auch die eigenen Werte:
    • Wie möchtest du leben?
    • Was möchtest du erreichen?
    • Was und wer soll dich auch in Zukunft begleiten oder auch nicht?
    • Was möchtest du verändern oder ganz loslassen?
  • Lebe im Hier und Jetzt. Der jetzige Moment ist immer der wichtigste Moment und der, der darauf folgt, denn auf den haben wir Einfluss! Was noch in der Zukunft geschieht, darauf haben wir keinen direkten Einfluss! Auch was gestern war, liegt außerhalb unseres Einflussbereiches, denn es ist schon vergangen.
  • Sei neugierig, um lebendig zu sein und zu bleiben. Hast du Lust mal über den Tellerrand zu schauen, den Fokus auf andere Dinge zu richten als üblicherweise? Etwas zu tun, was du vielleicht noch nie getan hast, dich bisher nicht getraut hast? Raus aus deiner Bude, raus in die Natur, eine Ausstellung besuchen oder in ein Konzert gehen – gerade nach langen Zeiten, in denen das ebentuell nicht möglich war, andere Menschen zu treffen. Alles, was dir gefällt und dir Freude bringt, deine Neugierde lockt und befriedigt, darf dieser Liste hinzugefügt werden.
  • Erkenne deine Stressoren, damit das Fass der Belastung nicht überläuft. Entwickle ein Frühwarnsystem für Situationen, die deine Balance aus dem Gleichgewicht bringen können. Schau, womit du das Fass der Belastung leeren und im weiteren Schritt, das eigene Energiefass füllen kannst.

    Diese Fragen unterstützen dich dabei: Was gibt mir Kraft/Energie? Was nimmt mir Kraft/Energie? Schaue dir dazu gerne noch einmal im Blog Nr. 10 die Übung Selbstwirksamkeit - "das Energiefass" - an.

Ist Selbstfürsorge eine Pflicht für dich oder nur Kür?

Kannst du lebendig und froh durchs Leben schreiten, indem du jeden Tag für dich sorgst - dich selbst pflegst? Ein Gefühl entwickeln, aufnehmen, anreichern; ein Gefühl von Wärme, des sich selbst Mögens, der eigenen Wertschätzung, des Mitgefühls für dich selbst und der Selbstliebe kann dir viel Kraft, Energie und Lebensfreude geben. Um dieses „warme Gefühl“ zu spüren, lade ich dich zu einer kleinen Übung ein, die ich in Blog-Beitrag 15 vorstelle.

Bis dahin wünsche ich dir viel Zeit für dich – für deine Selbstfürsorge! Denke daran: Du entscheidest, ob Selbstfürsorge für dich Pflicht ist oder nur Kür.

Eure Roswitha

 

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Bildnachweis pixabay: Chikiliono, Ekaterina Ershova, Denise Husted, Tommy Rau

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